Das Blautal

Projektgebiet des NABU Ulm/Neu-Ulm


Hintergrund der Maßnahmen

 

Im Rahmen des Ausbaus der Bahnnetzwerke in Baden-Württemberg baut die Deutsche Bahn eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Ulm und Wendlingen. Zum Ausgleich des Eingriffs in die Natur durch dieses Projekt werden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen an anderen Stellen im Land gefördert. Die NABU-Gruppe Ulm/Neu-Ulm hat hierbei Förderung für Niedermoorschutzmaßnahmen im Blautal, westlich des Arnegger Rieds auf der Gemarkung Wippingen, erhalten. Die Maßnahmen wurden gemeinsam mit dem Planungsbüro Schmidt und Rauh GmbH in Neu-Ulm, dem Regierungspräsidium Tübingen und der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg entwickelt und umgesetzt.

 

Die ersten Niedermoorschutzmaßnahmen

Foto: NABU / Michael Rau
Foto: NABU / Michael Rau

 

Die ersten Maßnahmen wurden im Herbst und Winter 2020 umgesetzt. Auf einem NABU-Flurstück in unmittelbarer Nähe des Arnegger Rieds befand sich vor den Arbeiten, von Wiesen umgeben, ein etwa 50-jähriger Wald, der vor allem aus Birken, Eschen und Erlen bestand. Dadurch wurde der Niedermoorcharakter des Blautals verfälscht. Nun wurden etwa 2/3 dieses Waldes gerodet und gemulcht, um Offenlandbrütern einen Brutplatz zu bieten. Im Zuge dieser Maßnahmen entstand auf dem weichen Untergrund ein diverses Relief mit kleinen Senken, durchzogen von Wurzelstöcken. Dieser abwechslungsreiche Untergrund soll ein Zuhause für Amphibien und Watvögel werden. An den verbliebenen Baumbeständen wurden zehn Fledermaus-Flachkästen angebracht, davon vier für große und sechs für kleine Fledermausarten.

 

Fotos: NABU / Michael Rau

Foto: NABU / Michael Rau
Foto: NABU / Michael Rau

 

Etwas weiter westlich wurde ein Entwässerungsgraben zwischen zwei Flurstücken verschlossen und weitere Gräben von Bewuchs befreit. Diese Entwässerungsgräben sollten einmal für landwirtschaftliche Zwecke den Wiesen das Wasser entziehen, wodurch diese beispielsweise nach Starkregen oder Schneeschmelzen früher trockenfallen. Aus Naturschutzsicht sind solche Maßnahmen im Feuchtgebiet kontraproduktiv: Es gehen Laichmöglichkeiten verloren. Zudem waren alle Gräben stark von Weidengebüsch bewachsen, wodurch Sichtbarrieren entstanden. Das Gebüsch wurde entfernt, stattdessen soll sich eine Hochstaudenwiese entwickeln.

 

Auf einem dritten Flurstück wurden ebenfalls Gebüsche entfernt und gemulcht, wodurch die Landschaft für Offenlandbrüter attraktiver wurde. Auch auf diesem sehr feuchten Grundstück hinterließen die eingesetzten Maschinen Furchen und Senken, s. Foto. Sie sollen sich mit Wasser füllen und werden dann sowohl für Amphibien als auch für Watvögel auf dem Durchzug, wie Bekassine und Kiebitze, einen attraktiven Standort bilden.

 

 

Zukünftiger Unterhalt und weitere Maßnahmen

Foto: NABU / Julia Obenauer
Foto: NABU / Julia Obenauer

 

Bei einer Begehung im September 2021 konnten erste Erfolge der Maßnahmen gesehen werden: kleine Tümpelketten in den stillgelegten Entwässerungsgräben und Senken sowie aufkommende Pflanzen wie Disteln und Wiesenknöterich bieten ein Zuhause für Insekten und Amphibien wie Wasserläufer, Heidenlibellen und Laubfrösche, sowie für Zugvögel, wie Bekassine und Kiebitze. Der zurückgelassene Mulch nach der Rodung befördert ebenfalls die Ansiedlung von Kleinstlebewesen. Im Spätherbst 2021 wird der Neuaufwuchs von Weidengebüsch durch Mahd reduziert, außerdem verschaffen wir uns einen Überblick über die Annahme der Fledermauskästen durch Abendsegler und Wasserfledermäuse.

 

Fotos: NABU / Julia Obenauer

 

Für den Herbst 2022 ist geplant, an bestimmten Standorten gemeinsam mit der Forstbehörde neue Laubbaumbestände zu pflanzen, um Vogelarten wie Wacholderdrossel, Meisen und Kleibern einen neuen Lebensraum zu bieten. Diese Aufforstung stellt den Waldausgleich für die durchgeführten Rodungen dar, der von der oberen Forstverwaltung gefordert wird. Zusätzlich werden fortlaufend die Arten beobachtet und kartiert, welche sich in den neu geschaffenen Lebensräumen ansiedeln. So wird der Erfolg der Maßnahmen dokumentiert.

 

Langfristig sollen die Flächen in Zusammenarbeit mit einem lokalen Landwirt als Mähwiesen landwirtschaftlich genutzt werden. Ohne Nutzung würden wieder Büsche und Bäume aufwachsen und die aufwändigen Rodungen wären vergebens gewesen.