Fotos: Wiltrud Spiecker (Trauerschnäpper; Schwarzer Holunder)
Ein Garten ist ein Stück Natur, das man nach eigenen Vorstellungen nutzen kann und auch soll. Denn ein naturfreundlicher Garten wird umso wertvoller, je einförmiger die Landwirtschaft im „grünen“ Umland wird. Naturschützer aus Leidenschaft finden hier ein reiches Betätigungsfeld.
Im Herbst kann man die Weichen stellen für einen ganzjährig naturfreundlichen Garten. Tiere brauchen Plätze zum Überwintern, und die kann man ihnen bieten. So kann man z.B. die Herbstblätter zum Verrotten unter die Sträucher harken statt sie abzufahren. Schmetterlingslarven und andere Insekten können darin überwintern. Wenn man in einer ruhigen Ecke abgefallene Zweige u.ä. aufhäuft und womöglich noch mit Laub bedeckt, findet der Igel einen Ort für den Winterschlaf, ohne dass es stört.
Es gibt wunderbare Seiten über naturfreundliche Gärten im Netz, z.B. hier eine NABU-Seite zum Thema mit vielen angeschlossenen Unterseiten:
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/
Deshalb greifen wir unten nur einige wichtige Punkte heraus, mit Schwerpunkt auf dem Vogelschutz, einschließlich Förderung von Insekten als Vogelnahrung.
Am naturfreundlichsten sind einheimische Sträucher und Blumen. Wenn Sie lieber auffälligere Sorten pflanzen wollen, dann sollten diese trotzdem Nahrung für Insekten bieten, also Pollen und Nektar. Das findet man nur bei ungefüllten Blüten.
Die meisten Zierrosen z.B. haben gefüllte Blüten. Dann gibt es keine Staubblätter, die Pollen zur Verfügung stellen, und der Nektar ist unzugänglich oder nicht vorhanden.
Anders bei ungefüllten Blüten, die Staubfäden und offen zugängliche Nektardrüsen am Blütengrund
haben. Nähere Informationen dazu s. auch diese schöne Seite über Naturgärten und -balkone.
Unten links die ungefüllten Blüten einer Nachtkerze, rechts die einer Schachblume (Fotos: Spiecker). Die Nachtkerze ist eingebürgert, die Schachblume gehört zu den einheimischen Arten.
Ein gepflegter Rasen erscheint vielen schöner als eine Wiese, und für manche Zwecke ist er vielleicht auch besser geeignet. Aber man sollte zur Rasenpflege keinen Mähroboter einsetzen. Der Roboter weiß nicht, was er gerade eigentlich schneidet. Die Gefahren für Kinderfüße sind bekannt und werden in der Gebrauchsanweisung auch erwähnt. Wenn man das Gerät aber nachts mähen lässt, um sich keine Sorgen um die Kinder machen zu müssen, sind nächtlich aktive Tiere in Gefahr, besonders Igel, Kröten und Frösche. Igelstationen werden in den letzten Jahren mit schwer verletzten Igeln geradezu überhäuft. Lassen Sie Mähroboter nur tagsüber laufen und stellen Sie die Schnitthöhe auf allerhöchstens 4,5 cm ein - dann vermeiden Sie viele unbeabsichtigte Unfälle. Die Kinder können Sie während der Laufzeit doch sicher anders beschäftigen!
Wenn auf der Wiese oder auf Beeten die Pflanzen verblühen, lassen Sie zumindest einige stehen, damit Samen ausreifen können - sie sind Nahrung für Tiere verschiedenster Art. Lassen Sie Sträucher buschig werden, damit Vögel sichere Neststandorte finden - auch am Boden. Und warum sollen nicht auch Wildpflanzen unter den Sträuchern wuchern, um für Deckung zu sorgen?
Große Vorsicht ist beim Zurückschneiden der Sträucher im Sommer geboten. Dieser "Formschnitt" ist
nur erlaubt, wenn man dabei keine besetzten Vogelnester freischneidet. April bis August ist die Haupt-Brutzeit! Dann kontrollieren Sie ganz besonders genau, ob in dem
betreffenden Strauch Vögel nisten, und verschieben Sie den Schnitt, falls Sie was finden. Vorsicht: Die Nester sind gut verborgen, unten links z.B. ein Amselnest im Flieder! Wenn
die Nester sichtbar wären, würden sie von Räubern ausgeräumt, bevor die Jungen flügge werden. Das Versteck muss ungestört bleiben.
Unten rechts: Wenn die Amselnester im Winter nicht mehr durch Blätter verdeckt
sind, erscheinen sie groß und auffällig.
Fotos: Wiltrud Spiecker
Planen Sie im Garten wilde, möglichst wenig gestörte Ecken ein, wo Tiere Deckung finden können. Wenn es Herbst wird, vermeiden Sie auf den Beeten die Strategie "nackte Erde". Einem Garten und allen von ihm abhängigen Tieren bekommt es besser, wenn Sie die alten Stengel bis zum Frühjahr stehen lassen. Im Grunde sieht das viel schöner aus als braune Erde.
Der Stamm der absterbenden Königskerze auf dem Foto wirkt urwüchsig wie ein alter Baum! In dem Mantel aus toten Blättern können z.B. Marienkäfer überwintern.
Wenn Sie den Anblick nicht ertragen, könnten Sie die Stengel und Halme abschneiden, diese aber nicht wegwerfen, sondern in einer unauffälligen Ecke offen stapeln. In den Stengeln überwintern möglicherweise Insektenlarven, die auf diese Weise eine Chance zum Überleben haben. Erst im Frühjahr rechen Sie das zusammen, was im Winter stehen blieb, und werfen es auf den Kompost.
Für spezielle Tipps für eine insektenfreundlichen Garten mit Schwerpunkt Bienen schauen Sie mal hier nach: https://www.garten.schule/bienenfreundlicher-garten/
Nicht nur Sie werden im Garten ernten wollen. Entwickeln Sie in dieser Hinsicht eine gewisse Toleranz, man schläft dann ruhiger. Verteidigen Sie nur das, was Sie unbedingt allein für sich haben wollen, und vermeiden Sie eine gar zu intensive Bekämpfung der anderen Nutznießer. Mancher Schadensbefall zeigt vielleicht nur an, dass die betreffenden Pflanzen für Ihre Boden- oder Klimaverhältnisse nicht geeignet sind. Versuchen Sie andere Pflanzenarten.
Wenn sich an Ihren Nutzpflanzen Krankheiten breitmachen, z.B. Pilzbefall, dann sollten Sie die befallenen Pflanzenteile ausnahmsweise nicht aufheben oder kompostieren, sondern wegschaffen.
Die Fotos zeigen einige tierische Gartennutzer:
obere Reihe, links: Baby-Stinkwanzen auf einer Himbeere. Rechts: Nacktschnecke und Spargelkäfer im Spargellaub
untere Reihe, links: Kürbisblüte und wachsende Frucht. Rechts: Biene, vom Kürbis mit Blütenstaub eingepudert
Fotos: Wiltrud Spiecker
Vielfach werden zum Schutz der Ernte sogenannte Vogelschutznetze gespannt, z.B. über Beerensträucher. Die üblichen, „preiswerten“ Netze sind eher Vogelfangnetze mit unregelmäßigen Maschen aus feinen Fäden, in denen die Vögel mit den Krallen hängenbleiben. Oft zappeln sie sich zu Tode, ehe man merkt, was los ist. Es gibt Netze mit regelmäßigen Maschen aus soliden Zwirnsfäden, die denselben Zweck erfüllen, ohne dass die Vögel in Gefahr geraten. Eins unter vielen Angeboten ist z.B. https://schutznetze24.de/Volierennetze:::39.html, Maschenweite 1-2 cm. Solche Netze sind etwas teurer als die feinfädigen Netze, aber sie halten ewig.
Auch die Leimringe um die Stämme von Obstbäumen können für Vögel zu Todesfallen werden. Sie sollen Frostspannerweibchen (flugunfähige Schmetterlinge) davon abhalten, vom Boden, wo sie überwintern, am Stamm hochzuklettern, um in der Baumkrone ihre Eier abzulegen. Leider kleben häufig Vögel am Leim fest, die den Stamm absuchen, um solche Insekten zu fressen. Wenn man unbedingt Leimringe verwenden will, dann sollte man sie knapp über der Wurzel anbringen, höchstens 30-40 cm hoch. Näheres hier.
Jeder Garten wird auch von Beutegreifern heimgesucht, und wenn man Vögel im Garten besonders fördern will, sind Konflikte vorprogrammiert. Die folgende Tabelle stellt drei häufige Gartenbesucher dieses Typs vor.
Art | Positives | jagt aus... | Opfer | Abwehr |
besondere Probleme |
Katze |
kuschelig, verspielt, elegant |
Jagd- und Spieltrieb |
Jungvögel, Vogeleltern alle niedrig brütenden Vogelarten |
stachlige Gestrüpp-Ecken wachsen lassen, aufpassen mit Wasserpistole |
wenig territorial, duldet mehr Art- genossen als die Wildkatze; uneinsichtige Besitzer |
Elster |
schimmernd schwarz-weiß mit Metall-Glanz |
Hunger |
Jungvögel und Eier |
gute Verstecke für Nester anbieten |
Population wird überschätzt, weil Elstern auffällig sind |
Eich- hörnchen |
niedlich, behende |
Hunger |
Jungvögel und Eier |
gute Verstecke für Nester anbieten |
keine |