Durch menschliche Einwirkung gehen viele natürliche Nistplätze verloren. Dann müssen die betroffenen
Vogelarten nicht unbedingt aus unserem Blickfeld verschwinden. Praktisch jeder Gartenbesitzer hat z.B. mindestens einen Meisen-Nistkasten aufgehängt, der wenigstens teilweise den alten
höhlenreichen Baum ersetzt, den die Meisen gern hätten.
Leider sind viele Vogelarten anspruchsvoller als Blau- und Kohlmeisen. Dann muss man richtig kreativ
werden. Solche Herausforderungen sind eine Verlockung für Hans Frölich vom NABU Ulm/Neu-Ulm. Er konstruierte 2008 und 2009 Nisthilfen für Uferschwalben und Eisvögel.
Fotos: Hans Frölich
Uferschwalben (1. Foto) und Eisvögel leben in unserem Gebiet z.B. an den Baggerseen in der Donauniederung. Sie graben in die Steilufer der Seen mit Schnabel und Krallen einen Gang, bauen ihr Nest an dessen Ende und ziehen darin ihre Jungen groß. In der Natur entstehen solche Abbruchkanten z.B. durch Hochwasser an frei fließenden Flüssen. Baggerseen sind ein willkommener Ersatzlebensraum. Deren Steilufer verschwinden aber rasch, wenn nicht mehr gebaggert wird, und nur wenige entstehen neu und bleiben so lange erhalten, dass sie als Brutplatz dienen können.
In Elchingen gibt es einen Baggersee, an dem Uferschwalben nisten, so
dass man hier ausprobieren konnte, wie Nisthilfen bei dieser Vogelart ankommen. Auf Anregung von Johannes Ertle von der Naturschutzgemeinschaft Öllingen bildete sich eine Arbeitsgemeinschaft, die
den Uferschwalben eine Alternative anbieten wollte. Sie planten einen großen begehbaren Kasten, an der Vorderseite mit 44 Bohrungen als Nisthöhlen-Eingänge. Hans Frölich entwarf verschiedene
Modelle für die künstlichen Nisthöhlen, die hinter den Bohrungen angebracht wurden. Das Ganze wurde im Frühling 2008 direkt am Ufer aufgebaut, weil der fertige Kasten nicht mehr
transportierbar sein würde. Dabei packten alle mit an.
Auf dem 2. Foto oben fehlt noch die Rückwand. Die Niströhren werden gerade in langen Reihen an
Trägerlatten hinter der Vorderwand angebracht. Anschließend wird die Rückwand montiert. Eine schmale Seitentür erlaubt den Zutritt. Das 3. Bild zeigt die Enge des fertigen
Kastens.
Als die Brutzeit begann, wurde das Uferschwalbenhaus sofort bezogen. Alle Höhlen wurden genutzt,
viele sogar zweimal nacheinander. Besonders in den atmungsaktiven Konstruktionen aus Pressspan und Holzbeton gab es gute Bruterfolge. Im 4.Bild oben blickt man durch die aufgeklappte Rückwand
einer solchen Höhle in ein fertiges Nest, in dem junge Uferschwalben auf ihr Futter warten.
Konstruktionshinweise >>>
Inzwischen sind an mehreren Seen in der Region Uferschwalbenhäuser aufgestellt worden und stützen den Schwalbenbestand. Die Firma Vivara hat Uferschwalbenkästen in ihr Angebot aufgenommen, so dass man sich viel Arbeit sparen kann.
Mehlschwalben können ebenfalls durch Nisthilfen unterstützt werden. Man kann einerseits Kunstnester aufhängen, wie es sie auch im Handel gibt (Foto unten rechts). Oder man bietet den Schwalben ein ganzes "Schwalbenhaus", eine Art Mini-Hausdach mit vorgefertigten Nestern unter dem Dachvorsprung. Im Jahr 2014 wurden mit Hilfe einer Fördermaßnahme 19 solcher Häuser im Alb-Donau-Kreis aufgestellt. Auch hier kümmerte sich Hans Frölich um Aufbau und Montage. Neun Häuser entstanden für den NABU Ulm/Neu-Ulm. Das Foto unten links zeigt das Haus in Bernstadt. Es wurde sensationell gut angenommen. Im Winter 2016/17 wurde es zum zweiten Mal ausgebaut, von ursprünglich 50 auf jetzt 100 Nester.
Fotos: Hans Frölich
Wenn an Ihrem Gebäude Rauchschwalben oder Mehlschwalben nisten, können Sie sich um die Auszeichnung
"Schwalbenfreundliches Haus" bewerben. Wenden Sie sich zu diesem Zweck an unsere Ortsgruppe! Seit Beginn der Aktion 2017 konnten wir über 15 Häuser mit der Plakette (Foto)
auszeichnen.
Die Lebensbedingungen Ihrer Schwalben können Sie aktiv verbessern, indem Sie z.B.
- eine feuchte, lehmige Kuhle anlegen, wo Schwalben Nistmaterial für ihre Lehmnester finden
- Sitzplätze für Ihre Schwalben schaffen, für Rauchschwalben z.B. durch im Stall angebrachte Brettchen oder Sitzstangen
- rauen, griffigen Außenputz an Häusern anbringen, wenigstens direkt unter dem Dachvorsprung, wo Mehlschwalben ihre Nester anbringen
Und Ihre Hausfassade bleibt sauber, wenn Sie unter den Mehlschwalbennestern Kotfang-Brettchen anbringen. Den Kot kann man später als Dünger im Garten ausbringen.
Hans Frölich baut und betreut auch Nisthilfen für Störche in der Region. Das abgebildete Nest
steht in Langenau. Die Jungstörche darin (erkennbar an den schwarzen Schnäbeln) sind z.T. Besucher aus einem Nachbarnest.
Das Nest sieht heute anders aus. Es musste im Herbst 2016 renoviert werden, weil die Störche soviel Material eingetragen hatten, dass es über das Fundament hinaus ragte. Das sieht man auf dem Foto. Zugleich wurde der Metallständer entfernt.